Über Uns
Die Geschichte der Narrenzunft
Die Zwulcher Narrenzunft Merdingen e.V. lässt sich unmittelbar auf die lange traditionsreiche Zwulcher Dorffasnet zurückführen und ist auch aus ihr unmittelbar entstanden. Dementsprechend kann man unsere Narrenfiguren und Bräuche nur ganzheitlich verstehen, wenn man auch einen Blick auf die alten Bräuche im Ort wirft.
Die Zwulcher Dorffasnet ist alt. Einzelne Belege über die Fasnet sind auf die Mitte des 19. Jahrhunderts datiert. Der Haupttag seit eh und je ist der Fasnachstdienstag, der „Fasnetszischdig“ oder „Hexlisdag“ wie er von den Merdingern liebevoll genannt wird. Am Fasnetzischdig erlebt Merdingen heute so wie vor ca. 150 Jahren eine typische Dorffasnet, mit Schnurren in den Merdinger Häusern und eine sehr lebendige und bisweilen urige Straßenfasnet. Das Bild dieser Fasnet hat sich komischerweise nur geringfügig verändert. Ab den frühen Morgenstunden sind die Hexen in Merdingen anzutreffen, jene dunklen Gestalten mit schwarzen, rußbedeckten Gesichtern, alten Röcken und einer Kopfhaube, auch „Hiebili“ in Merdingen genannt. Ausgestattet mit einem Besen, Strohschuhen und allerlei Utensilien machen sie die Straßen von Merdingen unsicher. Jeder Merdinger macht am Fasnetzischdig Hexlis, es ist ein Feiertag im Ort.
Schon unsere Großväter berichten von teils derben und auch mitunter geschmacklosen Vorkommnissen. Da wurden den Leuten mistgetränkte Lumpen in die Häuser geworfen und kleine derbe Theaterstücke auf den Strassen aufgeführt. Früher war das Hexlismachen eine reine Männersache, eine Frau traute sich nicht auf die Strasse. Eine bedeutende Änderung machte dieser Tag im Laufe der Jahre doch mit: Während bis in die Anfangsjahre des 20. Jahrhunderts der Tag zweigeteilt war, kann man heute den ganzen Dienstag über Hexen antreffen. Das Hexentreiben ging früher nämlich nur bis um 12.00 Uhr am Mittag, danach gingen die Hexen heim, zogen sich um und gingen als Clowns und Herren im schwarzen Frack wieder auf die Strasse. Die wilde Fasnet war vorbei, es begann die „elegante Fasnet“. Begleitet von der Musik zogen die Clowns und die Herren von Platz zu Platz und es wurde an jeder Station ein Tanz aufgeführt. Die Clowns sahen den heutigen sehr ähnlich, allerdings trugen sie keine hölzernen Masken.
Die eigentlichen Ursprünge der Figuren in der Merdinger Fasnacht liegen bis heute im Dunkeln. Ob bei den Clowns italienische Einflüsse eine Rolle gespielt haben, ähnlich wie beim Bajaß oder Domino bleibt unklar. Auch bei den Rußhexen ist eine Zuordnung nur schwer zu treffen. Da das Hauptgebiet des Rußens eher im Österreichischen lag (Vorarlberg), geben nur Vermutungen Aufschluss über die Entstehung des Rußens. Auch heute gibt es zahlreiche Belege für die Wichtigkeit des Rußens als Gesichtsvermummung in Österreich, so z.B. die „ Ruaßl “ von Nassereith in Tirol. Eine Vermutung könnte sein, dass Merdingen direkt an der vorderösterreichischen Verbindungsstrasse Breisach- Freiburg lag und somit viele österreichische Gesandte und Reisende durch den Ort zogen. Eine andere Erklärung ist, dass das Rußen des Gesichtes, genauso wie das „Weisseln“ mit Mehl, wie etwa in Waldshut bei den „Geltentrommlern“, die einfachste Art darstellte sich zu vermummen. Da Masken erst im Hochmittelalter als Brauchrequisiten auftraten, wurde vor dieser Zeit das Gesicht anders unkenntlich gemacht.
Es wurde sogar für das Schwärzen eigens eine Bezeichnung eines Wochentages eingeführt, nämlich den „bromigen Freitag“, was soviel wie „schmutziger Freitag“ bedeutet. Derrsprung der Zwulcher Narrenzunft liegt bereits im Jahre 1973. Nachdem immer wieder am Fasnetzischdig Zwischenfälle und Reibereien aufgetreten waren und die verschiedensten Leute verdächtigt wurden, man kannte ja schließlich die Gesichter hinter dem Ruß und Schmalz nicht so genau, beschlossen einige wilde Hexen an der Fasnet 1973 eine einheitliche Gruppe zu bilden, um sich vom Rest der Hexen abzuheben, so dass man nicht in der breiten Masse unterging und nicht so einfach verdächtigt werden konnte. Es fand auch dann gleich im Jahre 73 eine erste Versammlung im Gasthaus zur Sonne statt, wo man beschloss an der nächsten Fasnet Herdepfelsuppe zum Preis von 5 Mark zu verkaufen, um schon mal eine Gruppenkasse aufzubauen und schließlich zu füllen. Der Suppenkauf wurde mit einem Birkenhölzle zum Umhängen belohnt auf dem das Wort Hexe zu lesen war. Nun war also der finanzielle Startschuss gegeben. So dass im Jahre '75 am 11. März im Café Imbery die Gründungsversammlung zur Bildung der Zwulcher Narrenzunft stattfand.
Über die Zunfttypen war man sich schnell einig. War doch die Zwulcher Hexe in Merdingen Sinnbild der Fasnet schlechthin. Getreu der alten Hexentradition, Berichte über Hexentreiben in Merdingen reichten bis in die Mitte des 19. Jhdt, also rund 150 Jahre, wurde die Zwulcher Hexe als erste Narrenfigur gewählt. Die Clowns spielten in Zwulchheim immer schon eine große Rolle. Ist doch auf einem Foto aus den 30er Jahren ein Clown mit nach vorne gerichtete Kappe und Halskrause zu sehen. Also machte man sich den Clown als 2. Narrenfigur zu eigen. Doch man gab sich nicht zufrieden. Um Merdingen als Weinort und seine Bevölkerung darzustellen wählte man noch eine dritte Figur. Die Alt Wiiberle, eine Darstellung von Rebfrauen, wie sie typisch bei uns waren und sind. Schnell war der erste Vorstand und der Zunftrat gewählt. Namen wie Franz Selinger, Josef Landmann, Sonja Schweitzer, Peter Ochs, Josef Maier, Wilfried Schopp, Helmut Pless, Willi Armbrust waren hier zu erwähnen.
Die Ämter und Ihre Inhaber wechselten im Laufe der Jahre viele Male es gab sage und schreibe 42 Neuformationen in den Ämtern. Also ein reger Austausch. Allein der Posten des 2. Vorsitzenden wurde 8mal neu besetzt. Doch das tat der Entwicklung in der Zunft keinen Abbruch, im Gegenteil die Aktivitäten bündelten sich fortan. Es wurden in den folgenden zwei Jahren Alteisensammlungen durchgeführt, um die Kassen aufzufrischen und die nötigen Investitionen zu tätigen. Galt es doch die Häser zu bezahlen und anzufertigen, die Veranstaltungen zu organisieren, usw... Gleich im November '75 wurde in der Merdinger Halle das erste Mal eine Fasnetseröffnung durchgeführt und sogleich die Hästypen vorgestellt. Doch die Begeisterung der Merdinger hielt sich zu diesem Zeitpunkt noch in Grenzen, so dass man von der Fasnetseröffnung im großen Stil abkam.
Nach vorausgegangener Hospitation wurde die Narrenzunft Merdingen am 2./3. Oktober 1982 beim Konvent in Schonach in den Verband Oberrheinischer Narrenzünfte e.V. als Gastzunft und 28./29. September 1985 beim Konvent in Rheinfelden als Vollmitglied aufgenommen. Heute präsentiert sich die Zwulcher Narrenzunft sowohl als aufgeschlossener und auch traditionsbewußter Verein. Wir möchten das heimische Fasnetsbrauchtum erhalten, fördern und auch weiterentwickeln, sodass die Fasnet niemals ausstirbt.
Gruppen
Daten & Fakten
Name | Zwulcher Narrenzunft Merdingen |
Gründungsdatum: | 11. März 1975 |
Mitglieder | 170 |
- davon passiv: | 50 |
- davon Kinder: | 15 |
Die "Zwulcher" Hexe
Die Hexe trägt eine rote Bluse, schwarzen Rock, blauen Schurz, rote Socken und Strohschuhe. Den Kopf bedeckt, wie früher auch, eine gehäkelte Haube, das „Hiebili“. Dieses wird von einzelnen Mitgliedern selbst angefertigt. Strenge Richtlinien sind mit dem „Hiebili- tragen“ verbunden. Es ist strengstens verboten das „Hiebili“ in der Öffentlichkeit abzulegen. Das Gesicht wird von Ruß bedeckt. Damit das Ruß anhaften kann, wird das Gesicht mit Schweineschmalz eingerieben. In der Hand trägt die Hexe einen Reisigbesen, mit dem sie manchen Schabernack treibt. |
Der "Zwulcher" Clown
Der Clown trägt heute eine mit abwechselnd grünen, roten und blauen Stoffreihen genähte Hose und Kittel. Am Hals trägt er eine Halskrause, auf dem Kopf eine nach vorne gebogene Narrenkappe mit kleinen Glöcklein versehen. Bilder um 1920 zeigen die gleiche Art der Narrenkappe bei den damaligen Clowngestalten. Das Gesicht bedeckt eine Holzmaske, die ein verschmitzt lächelndes Gesicht mit roten Wangen, roter Nase und großem roten Mund zeigt. In der Hand trägt der Clown eine Holzrätsche oder einen Rebknorren, was die Verbindung zum Weindorf Merdingen ausdrücken soll. |
Der Zwulcher
Der Zwulcher wird heute vom Zunftrat repräsentiert. Diese tragen einen braunen Anzug mit Gehjacke und Hut. Seine Bezeichnung als Zwulcher ist der Tatsache zuzuschreiben, dass der Zunftrat früher einen braunen Kittel aus Zwillich Leinenstoff trug, was auf die Stoffproduktion in der Vergangenheit erinnern soll. Damals wurde in Merdingen in großem Maße Zwillich Leinenstoff produziert und gefärbt. Heute erinnert nur noch die Farbgasse an die vergangenen Tage. Die Merdinger bekamen aber vom Umland den Spitz- und Necknamen Zwulcher. |